Mittwoch, 28. Mai 2008

Hochseefischen for free

Da wir gerade den selbst gefangenen Barsch gegessen haben, den wir am Sonntag gefangen haben erzähle ich jetzt wirklich nur die Fischgeschichte – der Rest kommt irgendwann später, aber ich bin immer noch tierisch platt und muss morgen um 5.45 raus, weil ich ein Telefon-Bewerbungsgespräch nach Deutschland habe.


Am Sonntag besuchten wir Provincetown. Die nördlichste Stadt auf Cape Cod. Wir hatten noch nicht viel von der kleinen Stadt gesehen und gingen den Pier hinunter an denen Boote lagen zum Wal-Beobachten, Hochseefischen und was man sonst so auf dem Wasser machen kann.


Schon seit längerem informieren wir uns wo man günstig Hochseefischen machen kann und so ging Matthias einen Steg hinunter um einfach mal unverbindlich nachzufragen. „370 Dollar for a four hour trip“ erklärte der Käpten, „we are just taking this Gentlemen out“. Dieser Gentlemen, sein Name war Steve, sprach uns an „are you from Germany?“ Wir nickten. „I have lived in Germany – near Cologne, maybe you know Bonn?“


Man kann sich vorstellen wie uns die Kinnladen hinunter gefallen sind. „You can join the trip“ sagte Steve und der Käpten ergänzte, dass man sein Honorar ja einfach teilen könne, doch wir lehnten dankend ab – das war dann doch etwas zu viel Geld. Doch Steve machte dann den Vorschlag, dass wir einfach nur das Trinkgeld übernehmen könnten „I like to have company (Gesellschaft).“

Das Boot und der Steg

Diese Idee wiederum fiel bei uns natürlich auf sehr fruchtbaren Boden und wir willigten ein. Die erste Stunde passierte nichts. Zwar warfen wir immer wieder die Angeln aus – doch es wollte einfach kein Fisch anbeißen. Irgendwann bekamen wir Hunger und teilten das Knoblauchbrot, das Matthias und ich dabei hatten. Scheinbar sind die Barsche vor Cape Cod äußerst christlich, denn plötzlich hatten wir einen an der Angel.


Von da an hörte es gar nicht mehr auf. Unser Boot trieb scheinbar über einem riesigen Schwarm – immer wieder konnte man große Barsche unter dem Boot her schwimmen sehen und wir fingen insgesamt acht Barsche und Matthias sogar einen kleinen Hai, aber wir gaben alle zurück ins Meer.


Die Fische müssen eine gewisse Mindestlänge haben, wenn man sie mitnehmen will. Da wir noch sehr früh in der Saison sind hatte nur einer diese Länge bis Matthias und ich uns entschieden, dass wir doch einen mitnehmen wollten. Und wieder war das Glück auf unserer Seite, denn kurz bevor der Käpten den Heimweg einschlug fing ich einen 30 inch (78cm) großen Fisch.

Unser Seemann, der Fisch und ich

Unser Seemann – der sich bei jedem Fisch an der Angel freute, wie ein kleines Kind, keine Krankenversicherung hat, aber jedes Jahr 6 Wochen nach Florida zum Fischen fährt, schnitt die Lungen auf und wir hingen ihn über Bord, um ihn ausbluten zu lassen.


Zurück am Pier nahm unser Seemann, der braungebrannt aussah wie knappe 30, aber in Wirklichkeit 40 war, den Fisch aus und wir probierten ein Stück – quasi als Sushi. Dann holte er auch noch das Herz aus dem Fisch heraus – dieses schlug sogar noch, obwohl der Fisch blutleer und ziemlich tot war.


Für den Spirit (ein sehr amerikanisches Ding) aß jeder von uns dann auch ein kleines Stück des rohen Herzens, was möglicherweise sogar lecker gewesen wäre, wenn man nicht diesen natürlichen Ekel davor hätte.


Als wir dann das Trinkgeld zahlen wollten, hatte Steve dieses schon getan (wahrscheinlich hatte er Angst, dass die armen Studenten zu wenig geben könnten), darum luden wir ihn zum Essen ein. Matthias und ich aßen einen Teller voller fischiger Köstlichkeiten, die voraussichtlich alle kurz vorher aus eben dem gleichen Meer gezogen wurden auf das wir beim Essen sehen konnten.

Unser Fischfilet

Allerdings muss ich ehrlich sagen, dass mein gefangener Fisch, den Matthias eben in der Pfanne angebraten hat 100 mal besser geschmeckt hat, als das!

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